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ALBAHR `AMAMAKUM

Unerwartet ist Jana wieder in Beirut. In Paris kehrt sie ihrem Kunststudium und unzähligen Gelegenheitsjobs den Rücken. Was Jana zur abrupten Rückreise bewegt hat, bleibt ungewiss. Zurück bei ihren Eltern, tut sie sich schwer, sich wieder einzufinden und Interesse an ihrem gewohnten Leben, Familie und Freund_innen zu finden. Nur Adam scheint Janas Flucht fassen zu können und gemeinsam beginnen sie eine stimmungsvolle Reise durch die Stadt bei Nacht. Während wir die neu gebauten Viertel wie Geisterstädte kontemplativ vorbeiziehen sehen und die Kamera in dieser neuen urbanen Architektur stets auf der Suche nach dem Ausblick aufs Meer ist, geben atemberaubende Aufnahmen von Beirut mit vielschichtigen visuellen und akustischen Atmosphären der existenziellen Leere der Protagonist_innen zunehmend einen Rahmen. Ely Dagher verwebt in diesem fesselnden Debütfilm das Werden eines krisengebeutelten Beiruts mit der existenziellen Suche und dem Wiederfindungsprozess der jungen Jana.

RESIDUE

Jay kehrt nach Washington, D.C. zurück, um dort in der Nachbar_innenschaft seiner Kindheit ein Drehbuch zu entwickeln. Was bleibt übrig wenn man geht, was ist übrig wenn man wiederkommt? Wie lassen sich Erinnerungen und Fragmente von Vergangenem festhalten? In Schichten blenden Träume vom Zuhause der Kindheit, gegenwärtige und verdrängte Traumata ineinander. Eingeschrieben in eine Straße – Suchbewegungen, politische Dringlichkeiten und Gewalt. Gentrifizierung. Die Stadt in Veränderung. Entrückt und verschoben. Ein Versuch zu fassen, was nicht mehr zurückzuholen ist. Angetrieben von der Sehnsucht nach Verortung. Filme über Filme machen um in einer Dichte des Spezifischen Bilder für ein großes Ganzen zu finden. Bruchstückhaft, zwischen schillernden Momenten und Schmerz. Merawi Gerima gelingt mit seinem eindrucksvollen Spielfilmdebüt ein Einblick in die Erfahrungsdimensionen seines Protagonisten, dessen persönliche Motivation einer Rückkehr in die Kindheit von politischen Realitäten im Jetzt eingeholt wird. (dca)

ATLANTIQUE

Dakar, zwischen Skeletten futuristischer Luxusbauten und der Realität der Arbeitssuchenden in der Baubranche. Ada, die den wohlhabenden Omar heiraten soll, wird heimgesucht von ihrem Geliebten Souleiman, der als unbezahlter Bauarbeiter bei der Überfahrt über den Atlantik auf offener See mit anderen Wirtschaftsflüchtenden ums Leben gekommen ist. Auf hypnotisch-fesselnde Weise erzählt Mati Diop die Geschichten jener Frauen die geblieben sind: Mütter, Schwestern und Geliebte jener um ihre Löhne geprellten Arbeitssuchenden, die in ihrem Migrationsbestreben an der verheerenden Asymmetrie globaler Migrationspolitik gescheitert sind. Ihre in Unfrieden von dieser Welt gegangenen Geister hallen nach. In einem kollektiven Akt begehren die trauernden Frauen auf gegen die kolossale Ungerechtigkeit und verlangen, dass die offene Rechnung von jenen beglichen wird, die die Verschärfung des sozialen Gefälles durch ihr Machtstreben zu verschulden haben. (dp)